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Die Freiwillige Feuerwehr Pinggau in den Jahren 1940 – 2006
Über die Zeit bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges gibt es keine Aufzeichnungen. 1946 erfolgte ein Neubeginn. Nach Kriegsende wurde seitens der Landesfeuerwehrbehörde der Zustand wie vor dem Anschluss an das Deutsche Reich, abgesehen von geringfügigen Veränderungen wiederhergestellt. Daher berief am 16. 4. 1946 der Bürgermeister, Herr Schuller, die auf den alten Listen aufscheinenden Mitglieder und die inzwischen herangewachsene Jugend zu einer Sitzung ein. Dabei wurden gewählt:
Eine anschließende Überprüfung der Geräte ergab, dass durch die Russeninvasion mehr oder minder alles zerstört bzw. geraubt worden war, sodass man von einem echten Neubeginn in jeder Hinsicht sprechen konnte. Bei der 1. Generalversammlung am 12. Mai 1946 wurde das provisorische Wahlergebnis bis auf wenige Ausnahmen bestätigt. 18 neue Mitglieder wurden aufgenommen. Der Mitgliedsbeitrag wurde mit S 2.- für ausübende und S 10.- für unterstützende Mitglieder festgelegt. Die vordringlichste Aufgabe der Feuerwehr war es nun, wieder ihre alte Schlagkraft zu erringen. Erstes Anliegen war der Ankauf eines Kraftwagens, was auch sofort durchgeführt wurde. Aus den englischen Heeresbeständen kaufte man einen Ford Canada, Baujahr 1941.
Weiters wurde 1947 der Kauf einer Motorspritze R 80 beschlossen. Eine weitere große finanzielle Belastung war der Ankauf neuer Uniformen, die schon sehr dringend benötigt wurden, da auch hier nach Kriegsende das meiste fehlte. In den Jahren 1951 – 1952 ging man an den Bau eines neuen Rüsthauses. Der Kostenvoranschlag betrug S 227.000.-, der von der Feuerwehr zu leistende Beitrag S 25.000.-, was größtenteils in Form von Hilfsleistungen und Fuhrwerksleitungen erbracht wurde. Auch die Ausbildung wurde intensiviert. So wurde 1952 der Beschluss gefasst, dass sämtliche Chargen vom Löschmeister aufwärts bis längstens Frühjahr 1953 einen Lehrgang in der Feuerwehrschule Graz besuchen müssen. Aus dem Voranschlag für 1954 geht hervor, dass der Ankauf einer neuen Tragkraftspritze R 75 sowie diversen Materials im Gesamtwert von über S 31.000.- unbedingt erforderlich war. Begründet wurde dies wie folgt: Durch die große finanzielle Belastung (Rüsthausbau) konnten drei Jahre lang keine nennenswerten Anschaffungen getätigt werden. Die 1946 gekaufte Tragkraftspritze ist schon sehr in Mitleidenschaft gezogen. Nur 40% der Schläuche sind einsatzbereit. Weitere Anschaffungen folgten. So erwarb man 1957 einen Jeep mit Vorbaupumpe. In den Katastralgemeinden mussten der Reihe nach Löschwasserbehälter errichtet werden. 1964 erfolgte der Ankauf eines Löschfahrzeuges der Marke Opel Blitz. 1971 erwarb man von der Feuerwehrschule Linz ein TLF 2000, 1973 erfolgte der Ankauf eines Jeeps und einer TS 8. Langsam aber sicher drohte das Feuerwehrhaus zu klein zu werden, sodass 1977 mit der Errichtung eines Zubaus begonnen werden musste. Der immer stärker werdende Verkehr auf der Wechselbundesstraße und die damit verbundene deutliche Steigerung der Zahl der technischen Einsätze erforderte 1979 den Ankauf eines Kleinrüstfahrzeuges. In den folgenden sechs Jahren sollte sich dieses Einsatzfahrzeug bei über 50 Unfällen, zu denen die Feuerwehr Pinggau gerufen wurde, bewähren. 1981 erhielt die FF Pinggau ein TLF 4000, da das alte TLF 2000 den Erfordernissen nicht mehr entsprach, aber weiterhin bei Brandeinsätzen eingesetzt wurde. Zusätzlich tauchten wieder Platzprobleme auf, sodass der Bau einer zusätzlichen Garage unumgänglich wurde. Ende 1986 wurde der Ankauf eines Rüstfahrzeuges beschlossen, ein Garant dafür, dass bei Unfällen, besonders auf dem im selben Jahr eröffneten Autobahnteilstück über den Wechsel, raschest Hilfe geleistet werden konnte. Allerdings musste wieder mit dem Bau einer zusätzlichen Garage begonnen werden. Nach der äußerst gelungenen 100-Jahr-Feier im Juni 1986 standen der FF Pinggau binnen kürzester Zeit gravierende Veränderungen bevor. BR Anton Ringhofer, seit 1963 Kommandant der FF Pinggau, seit 1973 Kommandant des Abschnittes IV und seit 1976 mit der Funktion des Bezirkskommandantenstellvertreters betraut, erklomm eine weitere Sprosse auf seiner Karriereleiter. Mit überwältigender Mehrheit wurde er am 13. Dezember 1986 von den Kommandanten des Bezirkes Hartberg zu ihrem Bezirksfeuerwehrkommandanten gewählt, eine Funktion, die er 10 Jahre lang innehaben sollte. Dadurch war es ihm aber nicht mehr möglich, die eigene Feuerwehr als Kommandant zu führen. Aus diesem Grund schritt man im Anschluss an die 101. Wehrversammlung am 14. März 1987 im Gasthof Pötz zur Neuwahl. In einem spannenden Wahlkampf wurde BM Johann Hönigschnabl zum Kommandanten und LM Franz Hönigschnabl zu seinem Stellvertreter gewählt. Nun stand an der Spitze ein neues, junges Team, dessen vordringliche Aufgabe es war, den von Anton Ringhofer beschrittenen Weg (intensive Ausbildung der Mannschaft, Modernisierung des Fuhrparks) fortzusetzen. Zusätzlich sollte es zu einem rapiden Anstieg der Einsätze kommen. Hauptverantwortlich dafür war die A2 mit ihrem Jahr für Jahr stärker werdenden Verkehrsaufkommen. Im Februar 1988 wurde aus diesem Grund ein Rüstfahrzeug in Dienst gestellt. Dieses Einsatzfahrzeug war für alle möglichen Arten von technischen Einsätzen konzipiert und sollte das viel zu leistungsschwache Kleinrüstfahrzeug unterstützen bzw. in weiterer Folge ersetzen. Bereits vier Monate später bestand das RF seine Feuertaufe bei einem der grässlichsten Unfälle auf der A2. Ein Geisterfahrer war auf Höhe Schäffern mit einem Kleinbus zusammengestoßen, wodurch sieben Todesopfer zu beklagen waren. Von Jahr zu Jahr wurden die Herausforderungen für die Feuerwehrmänner höher, denn die Palette an Einsätzen wurde immer größer. So unter dem Motto: Es gibt nichts, was es nicht gibt. Somit entpuppte sich die FF Pinggau im Laufe der Jahre zu einer der schlagkräftigsten Feuerwehren des Bezirkes. Dieses Potential wollte man sich natürlich auch im Bezirkskommando zunutze machen. Neben der bereits seit Jahren praktizierten Tätigkeit als Grundausbildner entwickelte sich Johann Hönigschnabl immer mehr zu einem Experten für die Feuerwehrleistungsbewerbe in Bronze und Silber und ist zur Zeit mit einer ausgewählten Mannschaft aus allen Teilen des Bezirkes als Bezirksbewerbsleiter tätig. Mit der Ernennung zum Abschnittsbrandinspektor im Jahre 1992 wurde ihm zusätzlich die Verantwortung über die fünf Feuerwehren der Gemeinde Pinggau und die zwei Feuerwehren der Gemeinde Schäffern übertragen. Franz Hönigschnabl wurde 1987 eingeladen, bei der Neustrukturierung der F.u.B Bereitschaft des Bezirkes Hartberg mitzuarbeiten und erfüllt heute noch im Stabsdienst die Funktion eines S III. Auch HBM Franz Handler ist seit vielen Jahren als Pressereferent in diesem Katastrophenzug tätig. Franz Hönigschnabl wurde weiters zum Stellvertreter des Bezirksfunkbeauftragten ernannt und übt die Tätigkeit eines Lehrbeauftragten aus. Doch zurück zur Feuerwehr Pinggau: Das in den Jahren 1951/52 erbaute Rüsthaus drohte aus allen Nähten zu platzen, und das, obwohl man drei Zubauten gemacht hatte (1977/78 Kommando- und Sitzungsraum, 1982/83 Garage für TLF 4000, 1987 Garage für RF). Immer mehr wurde ein Neubau in Erwägung gezogen, bis sich 1994 eine wohl einmalige Chance bot. Da die Straßenmeisterei Pinggau in die Autobahmeisterei am Schäffernsteg übersiedelt war, stand dieser Gebäudekomplex in der Raiffeisenstraße leer. Bgm Johann Riebenbauer ergriff die Gelegenheit beim Schopf und erreichte einen Ankauf durch die Marktgemeinde Pinggau. Ein Teil der Garagen wurde der FF Pinggau zur Verfügung gestellt, die sofort in Eigenregie mit den Umbauarbeiten begann. (Abtrennung eines Garagenplatzes für Kommandoraum, Schulungsraum, Küche, Toiletteanlagen und Archiv, Errichtung eines Schlauchturmes). Nach nicht ganz einem Jahr Bautätigkeit und über 3000 durch die Feuerwehr geleistete Arbeitsstunden konnte man am 2. September 1995 in das neue Feuerwehrhaus übersiedeln. Die offizielle Segnung unter der Anwesenheit von LH Waltraud Klasnic erfolgte am 1. September 1996. Auch im Bereich der Einsatzfahrzeuge kam es zu einer rasanten Weiterentwicklung. Am 8. August 1993 wurde das neue Löschfahrzeug, ein Mercedes 814 D gesegnet. Es ersetzte den alten Opel Blitz, der 29 Jahre im Feuerwehrdienst gestanden war. Aus einsatztaktischen Gründen musste es zwangsläufig zu einer weiteren Umstrukturierung kommen. Das 1988 in Dienst gestellte Rüstfahrzeug hatte sich bei der großen Anzahl an technischen Einsätzen zwar hervorragend bewährt, hatte aber ein großes Manko. Es konnte kein dreifacher Brandschutz aufgebaut werden –eine Maxime, die immer wichtiger wurde. Daher beschloss man seitens der FF Pinggau, das Rüstfahrzeug gegen ein Einsatzfahrzeug der neueren Generation – nämlich ein Rüstlöschfahrzeug – auszutauschen. Mit diesem Fahrzeug konnte man sowohl technische Einsätze als auch Brandeinsätze bewältigen. Zusätzlich beschloss man den Ankauf eines Kranfahrzeuges, um die große Anzahl an Fahrzeugbergungen durchführen zu können. In einem feierlichen Akt wurden beide Fahrzeuge am 28. April 2002 ihrer Bestimmung übergeben. Ergänzend zum Fahrzeugpark ist noch zu erwähnen, dass die FF Pinggau ein KDO und ein MTF, wobei es sich um ein umgebautes Rettungsfahrzeug handelt, besitzt. Bereits in Planung ist der Ankauf eines neuen TLFs 4000, da das alte TLF, welches auch bereits 25 Jahre auf dem Buckel hat, nur mehr bedingt einsatzbereit gehalten werden kann. Doch nicht nur Einsatztätigkeiten und Übungen prägen das Leben einer Feuerwehr. So hat man seitens der FF Pinggau bereits in den späten 70er Jahren mit der Altpapiersammlung begonnen und sie letztendlich bis 1993 durchgeführt. Hat man ursprünglich 20 – 30 Tonnen pro Jahr gesammelt, so wurden in den letzten Jahren mehr als 100 Tonnen pro Jahr den Papierfabriken zugeführt. Auch auf sportlicher Ebene wurde die FF Pinggau aktiv. 1996 startete man den Versuch eines Pinkatallaufes. In den ersten beiden Jahren war diese Laufveranstaltung relativ erfolgreich, doch dann zeigte sich, dass die Kosten wie z. B Startgelder immer höher wurden, was nach vier Jahren das Ende dieser Veranstaltung bedeutete. Seit einigen Jahren wird im Raum Pinggau ein von Willi Stengg organisierter Rallye -Staatsmeisterschaftslauf durchgeführt, was ohne die Mitarbeit der Feuerwehr (Streckenposten, Funkdienst, Bereitschaft im Falle eines Unfalles) nahezu unmöglich wäre. Tradition haben in Pinggau die Veranstaltungen der Feuerwehr. Allerdings mussten auch hier neue Wege beschritten werden. Aus dem klassischen Feuerwehrball im Gasthof Prenner wurde der so genannte Tombolaball, der zur Zeit sehr gut besucht wird. Natürlich versucht die FF Pinggau immer wieder, neue Ideen zu produzieren. So wurde im Jahr 2006 der 7. Tombolaball durch eine eigene, nur aus Feuerwehrkameraden bestehende Kapelle eröffnet. Damit wollte man daran erinnern, dass die Marktmusikkapelle Pinggau bis in die 50er Jahre hinein Bestandteil der FF Pinggau war. Seit dem Jahr 1998 gibt es Mitte Oktober den im Feuerwehrhaus veranstalteten Feuerwehrheurigen mit Spanferkeln aus Drassmarkt und einer tollen Weinverkostung. Der Andrang zeigt, dass hier richtige Wege beschritten wurden. Somit kann zusammenfassend gesagt werden, dass die FF Pinggau in den letzten 120 Jahren nicht nur, was die Sicherheit der Bevölkerung betrifft, eine wichtige Rolle spielte, sondern dass sie auch aus dem Alltagsleben nicht mehr wegzudenken wäre – ein Weg, der auch in den nächsten Jahrzehnten beschritten werden soll. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich aus der 1886 gegründeten Feuerwehr im wahrsten Sinn der Wortes eine mit modernsten Einsatzgeräten ausgerüstete Einsatzorganisation entwickelte, die in den verschiedensten Katastrophenfällen in der Lage war, Hilfe zu leisten. |
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