Im Februar 1988 wurde ein Rüstfahrzeug, welches noch unter KDT Anton Ringhofer bestellt worden war, in Dienst gestellt. Dieses Einsatzfahrzeug war für alle möglichen Arten von technischen Einsätzen konzipiert und sollte das viel zu leistungsschwache Kleinrüstfahrzeug unterstützen bzw. in weiterer Folge ersetzen. Bereits vier Monate später bestand das RF seine Feuertaufe bei einem der grässlichsten Unfälle auf der A2. Ein Geisterfahrer war auf Höhe Schäffern mit einem Kleinbus zusammengestoßen, wodurch sieben Todesopfer zu beklagen waren. Von Jahr zu Jahr wurden die Herausforderungen für die Feuerwehrmänner höher, denn die Palette an Einsätzen wurde immer größer. So unter dem Motto: Es gibt nichts, was es nicht gibt.
Somit entpuppte sich die FF Pinggau im Laufe der Jahre zu einer der schlagkräftigsten Feuerwehren des Bezirkes. Dieses Potential wollte man sich natürlich auch im Bezirkskommando zunutze machen. Neben der bereits seit Jahren praktizierten Tätigkeit als Grundausbildner entwickelte sich Johann Hönigschnabl immer mehr zu einem Experten für die Feuerwehrleistungsbewerbe in Bronze und Silber, war viele Jahre als Bezirksbewerbsleiter tätig und ist nun schon seit einigen Jahren als Landesbewerbsleiter tätig. Mit der Ernennung zum Abschnittsbrandinspektor im Jahre 1992 wurde ihm zusätzlich die Verantwortung über die fünf Feuerwehren der Gemeinde Pinggau und die zwei Feuerwehren der Gemeinde Schäffern übertragen. Seit November übte er die Funktion eines stellvertretenden Bezirksfeuerwehrkommandanten aus und führte den Titel Brandrat.
Franz Hönigschnabl wurde 1987 eingeladen, bei der Neustrukturierung der F.u.B Bereitschaft des Bezirkes Hartberg mitzuarbeiten und war bis 2007 in der Funktion eines S III. tätig Auch HBM Franz Handler war viele Jahren als Pressereferent in diesem Katastrophenzug tätig. Franz Hönigschnabl wurde weiters zum Stellvertreter des Bezirksfunkbeauftragten ernannt und übte die Tätigkeit eines Lehrbeauftragten ebenfalls bis 2007 aus. Unstimmigkeiten mit dem damaligen Bezirksfeuerwehrkommandanten, OBR Franz Hauptmann, beendeten diese Tätigkeiten.
Doch zurück zur Feuerwehr Pinggau: Das in den Jahren 1951/52 erbaute Rüsthaus drohte aus allen Nähten zu platzen, und das, obwohl man drei Zubauten gemacht hatte (1977/78 Kommando- und Sitzungsraum, 1982/83 Garage für TLF 4000, 1987 Garage für RF). Immer mehr wurde ein Neubau in Erwägung gezogen, bis sich 1994 eine wohl einmalige Chance bot. Da die Straßenmeisterei Pinggau in die Autobahnmeisterei am Schäffernsteg übersiedelt war, stand dieser Gebäudekomplex in der Raiffeisenstraße leer. Bgm Johann Riebenbauer ergriff die Gelegenheit beim Schopf und erreichte einen Ankauf durch die Marktgemeinde Pinggau. Ein Teil der Garagen wurde der FF Pinggau zur Verfügung gestellt, die sofort in Eigenregie mit den Umbauarbeiten begann. (Abtrennung eines Garagenplatzes für Kommandoraum, Schulungsraum, Küche, Toiletteanlagen und Archiv, Errichtung eines Schlauchturmes).
In Verbindung mit der künstlerischen Ausgestaltung des „neuen“ Feuerwehrhauses wurde Theresia Hönigschnabl, Kunsterzieherin an der HS Pinggau, gebeten, ein Logo für die FF Pinggau zu entwerfen. Das seit dieser Zeit auf allen offiziellen Schriftstücken prangende Logo wird von einem großen P, das natürlich für Pinggau steht, dominiert. An seiner linken Seite ist ein stilisiertes Feuerwehrhaus zu sehen, dessen Turm als Pfeil steil nach oben ragt und die stetige Weiterentwicklung in der FF Pinggau symbolisieren soll. Als Fundament dienen zwei gespiegelte F, verbunden durch einen symbolisch dargestellten Druckschlauch, was das Einigende in der Mitgliedschaft bei der Feuerwehr Pinggau darstellen soll.
Nach nicht ganz einem Jahr Bautätigkeit und über 3000 durch die Feuerwehr geleistete Arbeitsstunden konnte man am 2. September 1995 in das neue Feuerwehrhaus übersiedeln. Die offizielle Segnung unter der Anwesenheit von LH Waltraud Klasnic erfolgte am 1. September 1996.
Auch im Bereich der Einsatzfahrzeuge kam es zu einer rasanten Weiterentwicklung. Am 8. August 1993 wurde das neue Löschfahrzeug, ein Mercedes 814 D gesegnet. Es ersetzte den alten Opel Blitz, der 29 Jahre im Feuerwehrdienst gestanden war.
Aus einsatztaktischen Gründen musste es zwangsläufig zu einer weiteren Umstrukturierung kommen. Das 1988 in Dienst gestellte Rüstfahrzeug hatte sich bei der großen Anzahl an technischen Einsätzen zwar hervorragend bewährt, hatte aber ein großes Manko. Es konnte kein dreifacher Brandschutz aufgebaut werden –eine Maxime, die immer wichtiger wurde. Daher beschloss man seitens der FF Pinggau, das Rüstfahrzeug gegen ein Einsatzfahrzeug der neueren Generation – nämlich ein Rüstlöschfahrzeug – auszutauschen. Mit diesem Fahrzeug konnte man sowohl technische Einsätze als auch Brandeinsätze bewältigen. Zusätzlich beschloss man den Ankauf eines Kranfahrzeuges, um die große Anzahl an Fahrzeugbergungen durchführen zu können. In einem feierlichen Akt wurden beide Fahrzeuge am 28. April 2002 ihrer Bestimmung übergeben. Ergänzend zum Fahrzeugpark ist noch zu erwähnen, dass die FF Pinggau ein KDO (ein Fahrzeug des Bezirksfeuerwehrkommandos) und ein MTF, wobei es sich um ein umgebautes Rettungsfahrzeug handelte, besaß. Auch das TLF 4000 war in der Zwischenzeit schon in die Jahre gekommen. Im Juni 2008 konnte ein neues TLF 4000, aufgebaut auf ein Scania Fahrgestell, in den Dienst gestellt werden. Trotz einiger Widerstände ließ man in dieses Einsatzfahrzeug ein CCS Schneid/Löschgerät aus Schweden einbauen, ein Löschgerät, das für Innenangriffe bestens geeignet ist und sich schon mehrmals bewährt hat. Nähere Informationen findet man unter dem Link CCS. Leider scheint die Zeit für dieses Löschgerät der nächsten Generation in Österreich noch nicht ganz reif zu sein. Im November 2009 wurde ein von der Firma Ford Lang aufgebautes MTF in den Dienst gestellt, ein Fahrzeug, das so konzipiert wurde, dass es auch als Einsatzleitfahrzeug eingesetzt werden kann.
In der Zwischenzeit wurden bereits mit dem LFKDO Gespräche über einen Tausch des LKW-Kran gegen ein modernes WLF-K geführt. Gespräche, die letztendlich aufgrund der hohen Einsatztätigkeit der FF Pinggau auf der A2 und den beiden Bundesstraßen erfolgreich verliefen. Und so schlug für die FF Pinggau am 30.12.2010 eine große Stunde, als dieses Einsatzfahrzeug von der Fa. Lohr übernommen werden konnte.
Zusätzlich zu den Großanschaffungen im Fahrzeugbereich wurden viele weitere Einsatzgeräte, so z. B. beim Atemschutz oder im Funkwesen ausgetauscht oder modernisiert. Ein wesentliches Faktum war im Jahr 2012 die Anschaffung einer komplett neuen Mannschaftsausrüstung für alle Aktiven der FF Pinggau.
Doch nicht nur Einsatztätigkeiten und Übungen prägen das Leben einer Feuerwehr. So hat man seitens der FF Pinggau bereits in den späten 70er Jahren mit der Altpapiersammlung begonnen und sie letztendlich bis 1993 durchgeführt. Hat man ursprünglich 20 – 30 Tonnen pro Jahr gesammelt, so wurden in den letzten Jahren mehr als 100 Tonnen pro Jahr den Papierfabriken zugeführt.
Auch auf sportlicher Ebene wurde die FF Pinggau aktiv. 1996 startete man den Versuch eines Pinkatallaufes. In den ersten beiden Jahren war diese Laufveranstaltung relativ erfolgreich, doch dann zeigte sich, dass die Kosten wie z. B Startgelder immer höher wurden, was nach vier Jahren das Ende dieser Veranstaltung bedeutete.
Seit einigen Jahren wird im Raum Pinggau ein von Willi Stengg organisierter Rallye -Staatsmeisterschaftslauf durchgeführt, was ohne die Mitarbeit der Feuerwehr (Streckenposten, Funkdienst, Bereitschaft im Falle eines Unfalles) nahezu unmöglich wäre.
Tradition haben in Pinggau die Veranstaltungen der Feuerwehr. Allerdings mussten auch hier neue Wege beschritten werden. Aus dem klassischen Feuerwehrball im Gasthof Prenner wurde der so genannte Tombolaball, der viele Jahre sehr gut besucht war. Natürlich versucht die FF Pinggau immer wieder, neue Ideen zu produzieren. So wurde im Jahr 2006 der 7. Tombolaball durch eine eigene, nur aus Feuerwehrkameraden bestehende Kapelle eröffnet. Damit wollte man daran erinnern, dass die Marktmusikkapelle Pinggau bis in die 50er Jahre hinein Bestandteil der FF Pinggau war. Mit der Fertigstellung des Veranstaltungszentrums übersiedelte der Feuerwehrball 2012 in diese Location und gehört mit etwa 400 Ballgästen zu den bestbesuchten Tanzveranstaltungen in der Region. Doch im Laufe der Jahre sank der Besucherschnitt so enorm, dass sich die Feuerwehr Pinggau 2017 schweren Herzens gezwungen sah, mit dieser langjährigen Tradition zu brechen. Somit wurde am 7. Jänner der letzte Feuerwehrball abgehalten.
Seit dem Jahr 1998 gibt es Mitte Oktober den im Feuerwehrhaus veranstalteten Feuerwehrheurigen mit Spanferkeln aus Drassmarkt und einer tollen Weinverkostung. Der Andrang zeigt, dass hier richtige Wege beschritten wurden.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die FF Pinggau in den letzten 127 Jahren nicht nur, was die Sicherheit der Bevölkerung betrifft, eine wichtige Rolle spielte, sondern dass sie auch aus dem Alltagsleben nicht mehr wegzudenken wäre – ein Weg, der auch in den nächsten Jahrzehnten beschritten werden soll.
Somit hat sich aus der 1886 gegründeten Feuerwehr im wahrsten Sinn der Wortes eine mit modernsten Einsatzgeräten ausgerüstete Einsatzorganisation entwickelt, die in den verschiedensten Katastrophenfällen in der Lage ist, Hilfe zu leisten.